Die russische Lehrerunion und russische Identitätsbildungen in Lettland: Bestandsaufnahmen aus den Jahren 1919-1934
Svetlana Bogojavlenska
Статья опубликована на немецком языке: Svetlana Bogojavlenska, Jan Kusber (Hg.): Tradition und Neuanfang. Forschungen zur Geschichte Lettlands an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Berlin 2014, S. 55-84.
.I Die russische Lehrerunion und die Organisation der russischen Schule
Die Jahre 1914 bis 1940 sind durch den mehrfachen Wechsel der politischen Situation in Lettland gekennzeichnet. Die Letten sind in dieser Zeit zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus einer, politisch gesehen, Minderheit zu einer im politischen wie auch im kulturellen Sinne führenden Mehrheit geworden. Für die russische Bevölkerung auf dem Territorium Lettlands bedeutete der Zusammenbruch des russischen Zarenreiches und die Gründung der unabhängigen Republik Lettland 1918 eine umgekehrte Positionsverschiebung von der im politischen und kulturellen Sinne führenden Mehrheit zur ethnischen Minderheit.[1] Dieser Positionswechsel stellte sie vor die Aufgabe, sich neu zu konsolidieren und zu definieren. Die Jahre des Umbruchs bezeichneten für die russische Minderheit auf dem Territorium Lettlands nicht nur den Statuswechsel, sondern auch den Zerfall der gewohnten Strukturen. Besonders die russische Intelligenz, angeführt von der Lehrerschaft, fühlte diesen Umbruch schmerzhaft, denn nicht nur ihre Position als Angehörige der Staatsnation, sondern auch ihre Lebensgrundlage – die russischen Schulen – wurden zerstört. Es fehlte an Minderheitengesetzen und schlicht Schulgesetzen. Das Eigentum russischer Schulen wurde entweder 1915 ins Innere Russlands evakuiert und kam nie wieder zurück oder es wurde geplündert. Einige Schulen funktionierten jedoch notdürftig.[2] Außer den Problemen materiellen Charakters, war auch die Besetzung der Lehrerstellen ein Problem. Viele Lehrer blieben in Russland, andere flüchteten aus Russland nach Lettland und hatten keine Staatsangehörigkeit. Es wundert daher nicht, dass einer der ersten Versuche innerhalb der russischen Intelligenz, sich zu vereinen, von den Vertretern des Lehrerberufes unternommen wurde. Das Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die Schwerpunkte der Arbeit der Russischen Lehrerunion in Lettland in den Jahren 1919 bis 1934 darzustellen und der Frage nachzugehen, in wie weit diese bewusste Versuche unternahm, die russische nationale Identität durch die russische Schule bei ihren Schülern herauszubilden, bzw. durch die Schularbeit zu zeigen, aus welchen Komponenten ihre Identität gebildet wurde.
Die Arbeit der Russischen Lehrerunion in der Zeit zwischen 1919 und 1934 eignet sich hervorragend zur Analyse der Richtung von Bildungsarbeit der russischen Lehrerschaft in Lettland in erster Linie dank der Quellen, die im Historischen Staatsarchiv Lettlands erhalten sind. Die internen Sitzungsprotokolle, geführt vom Mai 1919, ähneln in ihrer Detailliertheit stenographischen Berichten. Außerdem beherbergen die Bestände der Russischen Schulabteilung des Bildungsministeriums einige wichtige Quellen, wie Schulprogramme oder Zirkulare zum Feiern der Feste, die Einsicht in interne Angelegenheiten bieten. Auch veröffentlichte Quellen ermöglichen Analyse der programmatischen Ziele und Ideen, die von der russischen Lehrerschaft in Lettland vertreten wurden.
Die Russische Lehrerunion[3] hatte sich schon im Januar 1919 zusammengefunden, als der junge Lettische Staat noch in den Kinderschuhen steckte. In den Statuten der Union wurden folgende Ziele und Aufgaben formuliert:
„Das Ziel ist die Vereinigung aller Lehrenden der Stadt Riga. Die Union verteidigt die Rechte und Interessen aller russischen Lehrenden in allen Instanzen, tritt in Verbindung mit allen administrativen Behörden, die sich mit den Fragen der Schule beschäftigen und schickt Vertreter der russischen Lehrerschaft in alle für Bildung zuständigen Vereinigungen und Organisationen. Die Union trägt zur Einigkeit der russischen Lehrenden bei, indem diese verschiedene Tagungen, Referate, Konzerte, Bibliotheken, Exkursionen usw. organisiert.“
Besonders interessant sind die Paragraphen 7 und 8 der Satzung, in denen die zukünftige Bildungsarbeit der Lehrerunion beschrieben wird: „§7 Die Union fördert die Entwicklung des Nationalbewusstseins unter den Russen in Riga, wobei diese alle Gruppen der Bevölkerung zu diesem Prozess heranzieht.“ „§8 Die Union eröffnet für diesen Zweck Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderspielplätze, verschiedene Lehranstalten, Bibliotheken, Lesesäle, Buchhandlungen, Kurse, Vorlesungen, Lesungen, Besprechungen und andere bildungsfördernde Unterhaltungen.“[4] Schon bei dieser Zielsetzung sieht man, dass sich die Lehrerunion nicht mit den Belangen der Schule begnügte, sondern einen größeren Zweck hatte: Bildung in alle Schichten der russischen Gesellschaft Rigas zu tragen. Zur ersten Leiterin der russischen Lehrerunion wurde Olimpiada Lišina (1875–1961) gewählt, die seit 1908 ihr eigenes Gymnasium in Riga leitete. Ihr folgte 1920 der erfahrene Pädagoge und Mathematiklehrer Fëdor Ėrn (1863–1926), und nach seinem Tod wurde 1926 der Lehrer der Naturwissenschaften, Nikolaj Kuz’minskij, zum Leiter der Union gewählt.
Die Union verfolgte mit Spannung die Vorgänge im Lettischen Volksrat, wo verschiedene die Minderheiten betreffende Fragen diskutiert wurden. Besonders wichtig war 1919 für die russische Lehrerschaft die Frage der möglichen Schulautonomie. In den Sitzungen der Union wurde das deutsche Schulautonomie-Projekt gelesen und diskutiert. Da die Deutschen aber die ersten waren, die im Volksrat die Frage nach einer autonomen Schule gestellt haben, wurde aus den Kreisen des Bildungsministers verlautbart, dass die Russen nicht im selben Umfang eine Schulautonomie erhalten würden. Daraufhin bestand die Union darauf, dass die russischen Abgeordneten diese Frage direkt ansprechen und für die russische Schulautonomie kämpfen.[5]
Damit verbunden war auch die nächste wichtigste Aufgabe, die schnellstmöglich gelöst werden musste: Die Zahl der schulpflichtigen russischen Kinder zu ermitteln, denn laut dem vom Volksrat vorbereiteten Gesetz, sollten die Mittel des Ministeriums für Bildung anteilmäßig an die Schulen der Minderheiten ausgezahlt werden. Es wurde dabei mehrmals erwähnt, dass die deutsche Minderheit schon so weit wäre und ihre Zahlen schon bei dem Schulamt der Stadt Riga liegen würden. Währenddessen taten sich die russischen Lehrer schwer, die Kinder im schulpflichtigen Alter zu quantifizieren.[6] Im August 1919 wurden die ersten Zahlen für Riga endlich ermittelt: 2031 russische Kinder im schulpflichtigen Alter befanden sich in der Stadt.[7] Im November 1919 besuchten jedoch schon 4079 Schüler russische Schulen aller Art (sowohl kommunale, als auch private).[8] Was jedoch die registrierten Grundschulkinder betraf, so wurde festgestellt, dass von den 1300 Kindern 125 vom Schulbesuch fernblieben. Als Grund des Fernbleibens vom Unterricht wurden ärmliche Umstände der Familien genannt. Die Union organisierte deshalb Sammlungen von Kleiderspenden für die armen Kinder durch die orthodoxen Kirchengemeinden Rigas.[9] Somit übernahm die Union schon von Anfang an auch eine soziale Funktion.
Am 8. Dezember 1919 wurde schließlich vom Volksrat das allgemeine Gesetz über die Bildungsanstalten und das Gesetz über die Organisation der Schulen der Minderheiten verabschiedet. Diese Gesetze garantierten den Minderheiten die Bildung in den obligatorischen Schulen[10] in der jeweiligen Muttersprache des Kindes. Der Umfang der Programme der Minderheitenschulen durfte den der lettischen Schulen nicht unterschreiten. Die Zahl der Stunden der lettischen Sprache in den Minderheitenschulen legte der Bildungsminister fest. Um die Arbeit der Minderheitenschulen zu koordinieren, wurden bei dem Bildungsministerium entsprechende Schulabteilungen gegründet.[11] Die Abteilung der russischen Schulen wurde im Januar 1920 eröffnet. Zur ersten Leiterin der russischen Abteilung wählte die Lehrerunion, mit 20 Stimmen bei einer Gegenstimme, Olimpiada Lišina. In Ihrer Zeit war die Ausstattung der Abteilung des Ministeriums so notdürftig, dass das Schulgesetz nicht an die Schulen verschickt werden konnte. Die Handgeschriebene russische Version lag in der russischen Abteilung zur Ansicht und Abschrift da.[12] Und trotzdem war dieses Amt sehr wichtig, denn das Gesetz räumte dem Leiter der Schulabteilung der Minderheit das Recht ein, die Minderheit in allen kulturellen Fragen zu vertreten. Drei Mitglieder der Union waren in dem Rat der Schulabteilung zusammen mit drei offiziellen Abgeordneten der Minderheit vertreten. Auf Wunsch der Lehrerunion musste die Schulabteilung den Rat zur Besprechung einberufen.[13] Somit wurde garantiert, dass die Union immer in die Arbeit der russischen Schulabteilung eingebunden blieb.
Vom Juli 1921 bis August 1923 folgte Lišina in diesem Amt der Mathematiklehrer Fëdor Ėrn. Nach ihm übernahm das Amt ein Vertreter der Altgläubigen, Professor Ivan Jupatov (1865 – 1945) (9.08.1923 bis 26.06.1924).[14] Diese Leiter der Schulabteilung waren direkt von der Union empfohlen worden und mussten nur vom Ministerium bestätigt werden. Die Kandidatur Ivan Jupatovs’ wurde außerdem von der Russischen Nationalen Vereinigung,[15] die 1923 schon 23 russische Organisationen beinhaltete, unterstützt.[16] Bei dem nächsten Leiter der Schulabteilung war dies nicht der Fall. Er wurde allein von den russischen Saeima-Abgeordneten vorgeschlagen und vom Ministerium in das Amt eingeführt. So wurde, trotz der Proteste der russischen Öffentlichkeit,[17] zwischen dem Juni 1924 und November 1925 Fëdor Serkov (1883-1940?) Leiter der Russischen Schulabteilung. Der Konflikt war somit vorprogrammiert. Von Anfang an missfiel er der Lehrerunion und auch der sonstigen russischen Gesellschaft. Ihm wurde vorgeworfen, dass er die politischen Interessen seiner Partei durchbringen würde und nicht für die russische Schule arbeite.[18] Unter seiner Leitung wurden viele wohlverdiente Lehrer, die keine lettische Staatsangehörigkeit besaßen, entlassen, obwohl ein Lehrermangel herrschte.[19] Die Lehrerkurse, die jeden Sommer unter Beteiligung der Lehrerunion organisiert wurden, mussten zum Teil ausfallen, da Pädagogen, wie Fëdor Ėrn oder Elpidifor Tichonickij nicht zugelassen wurden, um die Methodik des Schulunterrichts zu lehren. Die Union schrieb zusammen mit anderen Vertretern der russischen Gesellschaft, die in der Russischen Nationalen Vereinigung vertreten waren, mehrere Briefe an das zuständige Ministerium, wo auf die Missstände in der Arbeit der russischen Abteilung hingewiesen wurde. Die Lehrer und die Russische Nationale Vereinigung äußerten ihr Unverständnis darüber, dass der bekannte Professor Jupatov aus dem Amt entfernt wurde und baten den Minister darum, ihn wieder einzusetzen, damit die Schularbeit wieder ihren geordneten Lauf annehme.[20] Der Konflikt weitete sich aus, was dazu führte, dass Serkov vom Amt suspendiert wurde und Ivan Jupatov schließlich ab dem 16. November 1925 bis Mai 1934 die russische Abteilung wieder erfolgreich und im Einvernehmen mit der Russischen Lehrerunion leitete. Die russische Öffentlichkeit schätzte seine pädagogische und administrative Erfahrung, sein Engagement für die russische Schule und seine „organische Beziehung zu Lettland“, denn er war gebürtiger Rigenser.[21]
Die erste Leiterin der Lehrerunion und der russischen Schulabteilung, die diese in der schwierigsten Zeit des Umbruches und der Konstituierung leitete, Olimpiada Lišina, wurde 1929 mit der höchsten Auszeichnung der Republik Lettland dekoriert: dem Drei Sterne Orden vierten Grades für Verdienste vor der Republik.[22]
.II Zur Diskussion über die ethnische Zugehörigkeit der Lehrer und Schüler russischer Schulen
In der neuen Situation des Minderheitendaseins wurde die Frage danach, wer als Russe gelten kann, für die russische Öffentlichkeit Anfang der 1920er Jahre besonders aktuell. Die allgemeine Antwort, die gegeben wurde, lautete, dass jeder, der sich als solcher bekennt, oder jeder, der sich als russischer Kulturangehörige fühlt als Russe bezeichnet werden kann, unabhängig von der faktischen ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.[23] Auch in den ersten Sitzungen der russischen Lehrerunion wurde diese Frage im Zusammenhang mit der Einstellung der Lehrer thematisiert. Im gegenseitigen Einvernehmen haben sich die Mitglieder des Leitungsgremiums der Union darauf geeinigt, dass bei der Wahl der Lehrer für russische Schulen ausschlaggebend sein sollte, welchem Kulturkreis sich die Person verbunden fühlt. Festgelegt wurde, dass nur „russisch orientierte Personen“ (lica russkoj orientacii) eingestellt werden dürften.[24] Viele Lehrer arbeiteten gleichzeitig in mehreren Schulen, überwiegend in den russischen und den russischsprachigen jüdischen.[25]
Besondere Erwähnung unter den Lehrern, die sich bewusst waren, dass sie einer anderen Ethnie angehörten, sich jedoch zum Russischen bekannten, verdienen Fëdor Ėrn und Heinrich (Genrich) Grossen. Ėrn war ein in Lettland bekannter Lehrer, in Riga geborener Deutscher aus dem Adel, ein Lutheraner, der im 19. Jahrhundert jahrelang in den deutschen Schulen tätig war. Und trotzdem wurde er zum Leiter der russischen Lehrerunion und der russischen Schulabteilung bei dem Bildungsministerium. Als er 1926 starb, saß an seinem Sterbebett der russische Lehrer und Aktivist Elpidifor Tichonickij. Dieser teilte den Wunsch des Verstorbenen mit, nach dem orthodoxen Ritus bestattet zu werden. Der Bischof selbst leitete die Zeremonie. Die russische Zeitung Segodnja schrieb im Nachruf: „Ėrn war bis in die Knochen Russe. Dem Russischen, dem russischen Volk gab er seine ganze Kraft, ganze Energie und sein gutes Herz.“[26]
Weniger prominent, aber in seiner Zeit gut bekannt war auch der Publizist und Lehrer Heinrich Grossen (1881-1974), der einer nach Russland ausgewanderten schweizerischen Familie entstammte. Wie er in seinen Erinnerungen schrieb, fühlte er sich in der Seele als Russe, deswegen beteiligte sich am russischen gesellschaftlichen Leben, unterrichtete seit 1929 in einer russischen Schule und war Mitglied des Leitungsgremiums der Russischen Lehrerunion.[27]
Die Liste der Persönlichkeiten, die im russischen Schulwesen tätig waren, jedoch keine gebürtigen Russen waren, kann noch fortgesetzt werden.[28] Solche Persönlichkeiten wurden von den ethnischen Vertretern der russischen Intelligenz als russische Kulturangehörige betrachtet. Auch außerhalb der Schule sah es nicht anders aus. Aus den zugänglichen Archivquellen geht hervor, dass alle russischen Kulturvereine ethnisch gemischt waren. Unter den Mitgliedern waren viele Juden, Deutsche, Letten, Polen. Besonders gut war anscheinend den Juden der Spagat zwischen den Kulturen gelungen. Die Russische juristische Gesellschaft, z.B., wurde von einem jüdischen Juristen, Oskar Gruzenberg, geleitet. Unter den Mitgliedern war auch der jüdische Jurist und Politiker Paul Mintz, der in sich mindestens drei Kulturen vereinte: die jüdische, die deutsche und die russische. Laut Aussagen der Zeitzeugen gäbe es ohne solche Juden viele russische kulturelle Initiativen gar nicht.[29]
Auch was die Schüler betrifft waren russische Schulen keinesfalls homogen ethnisch russisch. Das bereitete jedoch auch Probleme, denn das Gesetz sah vor, das jede Minderheit ihre eigenen Schulen haben sollte. Was war aber das Kriterium der ethnischen Zugehörigkeit? Schon 1919 stellte die russische Lehrerunion diese Frage an den Bildungsminister im Zusammenhang mit der Präsenz lettischer Schüler in den russischen Schulen. Die Antwort des Ministeriums lautete, dass es jeder Familie freigestellt sei, zu welcher Schule sie ihre Kinder schickte.[30] Es gab also zunächst keine Verpflichtung, die Schule nach der ethnischen Zugehörigkeit zu wählen, was durch die autoritäre Regierung von Kārlis Ulmanis in den 1930er Jahren jedoch geändert wurde. Und so stellte die russische Lehrerunion fest, dass 1919 in den sechs städtischen Grundschulen Rigas mit insgesamt 1175 Kindern, 1020 ethnische Russen waren. In der einzigen städtischen Mittelschule mit 279 Kindern dagegen waren nur 69 Russen. In den neun privaten Mittelschulen der Stadt mit 2625 Kindern waren nur 329 Russen.[31] In ganz Lettland wurden 1920 124 russische Grundschulen mit 10 500 Schülern registriert. 1931 waren es schon 233 mit 19 625 Schülern, darunter waren 18 336 Russen.[32] In den Grundschulen überwog also häufig, besonders in Riga, die Zahl der ethnisch russischen Kinder. Die weiterführende Mittelschule war jedoch von den Vertretern anderer ethnischer Gruppen dominiert. Deshalb beschäftigte die Diskussion um die ethnische Zusammensetzung und Unterrichtssprache in den Schulen der Minderheiten auch Vertreter anderer Minderheiten, besonders der jüdischen, und somit auch das Bildungsministerium. So wurde im Protokoll der Sitzung der russischen Lehrerunion vom 16.10.1922 festgehalten, dass das Bildungsministerium es in Erwägung gezogen habe, die ethnisch gemischten Schulen derjenigen Abteilung anzuschließen, deren ethnische Zugehörigkeit derjenigen der meisten Schüler entspräche. Dies habe die jüdische Schulabteilung angeregt, die feststellen musste, dass die Zahl der jüdischen Kinder in manchen russischen Gymnasien die Anzahl der russischen Schüler deutlich überstieg. Die Russische Lehrerunion betonte in diesem Fall jedoch, dass das Kriterium für die Wahl der Schule die Muttersprache des Kindes sei und die Kriterien für „Nationalität“ (nacional’nost’) von der Gesetzgebung nicht festgelegt sind. Der Lehrer Tichonickij meinte, es sei unmöglich, die Schulen mit den jüdischen Schülern an die jüdische Abteilung zu übergeben, denn in diesen Schulen werden die Kinder „im Geiste der russischen Kultur“ und nach dem Programm der russischen Abteilung erzogen. Das hätten die Eltern der Kinder sich offensichtlich gewünscht, als sie sich für die russische Schule entschieden. Die gemischten Schulen sollten deshalb in der Obhut der russischen Abteilung bleiben.[33] Das entspräche den Interessen der Kinder. Darüber hinaus, entspräche das Verbleiben dieser Schulen bei der russischen Abteilung den national-kulturellen Interessen der ganzen russischen Minderheit und den Gesetzen der freien demokratischen Republik Lettland, die das Recht eines Einzelnen auf Selbstbestimmung garantierten.[34] Das Ministerium drängte jedoch dazu, die Zahl russischer Schüler in den Mittelschulen zu erhöhen, um im Weiteren den Protesten von Seiten anderer Schulabteilungen zu entkommen.
1925 wurde diese Frage wieder gestellt, und zwar wieder von Seiten der jüdischen Abteilung. Im Studienjahr 1924/1925 waren in der Obhut der russischen Abteilung 23 russische Mittelschulen, darunter drei staatliche, eine städtische und 16 private mit insgesamt 2907 Schülerinnen und Schülern.[35] Unter den Schülern dieser Schulen waren nur 1000 russische Kinder. In vielen überwog die Zahl der jüdischen Kinder deutlich, weshalb sich die russische Abteilung dieses Mal von zehn privaten Mittelschulen zu Gunsten der jüdischen Abteilung trennen musste.[36] In den russischen Grundschulen außerhalb Rigas sah es ähnlich aus: die Zahl der russischen Kinder unterlag vielerorts der Zahl der Kinder anderer ethnischer Gruppen.[37]
.III Die Loyalität zum Staat.
Die Loyalitätsfrage der Lehrer zum Staat wurde 1919 gestellt, als der Vertreter der Schulabteilung der Stadt Riga, Volksrat Abgeordneter, Priester, Religionslehrer und Mitglied der Lehrerunion, Aleksandr Makedonskij (1867-1942), schon im August auf einer Sitzung des Exekutivkomitees der Lehrerunion verkündete, dass laut Beschluss der Schulabteilung zum Lehren an den Schulen nur die Personen zugelassen werden dürfen, die „auf der Plattform der Unabhängigkeit Lettlands stehen“.[38]
Das staatsbürgerliche Bewusstsein spielte seitdem auch bei der Gestaltung des Alltags und der Feste der russischen Schulen eine große Rolle. Schon 1919 wurde in der Lehrerunion die Frage diskutiert, ob man den 18. November, den Jahrestag der Proklamation des lettischen Staates an den russischen Schulen begehen sollte und wenn überhaupt, dann wie? Die Leiterin der Lehrerunion meinte, jede russische Schule, egal ob private oder aus den Mitteln der Stadt finanzierte, soll das Fest begehen. Einige Leiter der privaten Schulen waren jedoch dagegen. Es entstand eine Diskussion, in der es jedoch eher um die Frage der Einigkeit der russischen Schule und die Leitungshoheit der Lehrerunion ging. Entschieden wurde, dass die russischen Schulen doch von einer Hand geleitet werden sollten und als eine Einigkeit betrachtet werden sollten. Also, sollte auch die Feier des Tages in allen ähnlich verlaufen.[39] Lišina hatte aber auch ihren persönlichen Grund dazu, den 18. November zu feiern. 1933 schrieb sie in ihren Erinnerungen, dass der 18. November 1918 für sie und für die Schülerinnen ihres Gymnasiums ein besonders feierlicher Tag war. Im August 1917 wurde ihr Gymnasium nämlich während der Abwesenheit der Leiterin in die Deutsche Höhere Töchterschule verwandelt. Russisch wurde da verboten. Erst nach der Proklamation der Unabhängigkeit durfte sie wieder die Schule übernehmen und diese wieder in eine russische Schule umwandeln.[40]
Entschieden wurde in den Vorträgen zu der Feier folgende Themen anzusprechen:
Lettland – Heimat der Letten; Der Drang der Letten zur Unabhängigkeit; Die Rolle der deutschen Feudalen; Revolution 1905; Weltkrieg; Russische Schule in Lettland. Für die meisten Mitglieder der Lehrerunion war die Verbundenheit Lettlands mit dem vorrevolutionären Russland wichtig. Es wurde beschlossen, bei den Feierlichkeiten auch die Rolle Russlands bei der Befreiung der Letten von den deutschen Rittern zu erwähnen. Außerdem sollte man die Justizreform des 19. Jahrhunderts erläutern, durch die die lettische Sprache im Gericht zugelassen wurde.[41]
1926 musste in allen Schulen der Jahrestag der de jure Anerkennung Lettlands gefeiert werden. Aus der russischen Schulabteilung kam ein Zirkular, das besagte, dass an dem entsprechenden Tag, dem 26. Januar, in allen russischen Schulen Vorträge über die Staatsgründung gehalten werden müssen. Besonders sollte dabei die Rolle des kürzlich verstorbenen Außenministers, Zigfrīds Anna Meierovics,[42] angesprochen werden. Es wurde gar vorgeschlagen, diesen Tag dem Gedenken an diesen Staatsmann zu widmen.[43] Auch 1928 hat die Russische Abteilung Zirkulare an alle russischen Schulen geschickt mit dem Vermerk, dass anstatt des Unterrichts jede Schule Festakte durchführen solle und die Kinder über die Geschichte der Erlangung der Unabhängigkeit Lettlands informieren. Außerdem solle jede Schule an den Gedenkfeiern und Gottesdiensten am 18. November teilnehmen.[44] Es ist unumstritten, dass einige Anordnungen dieser Art vom Bildungsministerium an alle Schulabteilungen ausgingen. Jedoch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache wichtig, dass die Lehrerunion schon vor der eigentlichen Institutionalisierung des Schulwesens in Lettland die Frage nach der Notwendigkeit der Beteiligung russischer Schulen an den staatlichen Feierlichkeiten positiv beantwortete.
Der Gründer und Leiter des Russischen Instituts der Universitären Wissenschaften, Professor Konstantin Arabažin, schrieb 1927, dass der Lehrer ein guter Bürger sein soll, der im Geiste der sozialen Liebe, Gesellschaft und Mitarbeit erzogen ist.[45] Das staatsbürgerliche Bewusstsein und eine gewisse Dankbarkeit dem demokratischen Staat gegenüber, der die Schulautonomie garantierte, manifestierte sich nicht nur durch die Beteiligung der Schule an den Feierlichkeiten, die an die Gründung Lettlands erinnerten, sondern mehrmals auch durch das spontane Singen der Staatshymne bei Veranstaltungen, zu denen die Lehrer sich versammelten. 1923 wird im Bericht über die Versammlung der Lehrer, die sich an einem Weiterbildungskurs beteiligten, von dem spontanen singen der lettländischen Nationalhymne nach der Rede des russischen Saeima Abgeordneten, der die Schulpolitik des Staates erläuterte, berichtet.[46] In der letzten Sitzung des lettländischen Kongresses russischer Lehrer 1924 wurde die Dankbarkeit dem lettischen Staat gegenüber durch den tosenden Applaus und das gemeinsame Singen der Staatshymne ausgedruckt.[47]
In den Archivdokumenten der russischen Vereine, der Lehrerunion und in den veröffentlichten Artikeln der Personen des russischen öffentlichen Lebens während der demokratischen Phase bis 1934 finden sich ständige Verweise darauf, dass Lettland ein freier demokratischer Staat mit Minderheitenrechten sei. Man könne jedoch nur dann das Land lieben, wenn man die eigene Kultur frei pflegen kann. Dieses Argument wurde auch im Kampf um die Rechte der russischen Schule bei der Kommunikation mit den Behörden verwendet.[48] Die stetigen Verweise auf den demokratischen Charakter des Staates und die emotionale Verbundenheit mit dem Staat und dessen Symbolen entstand nicht zuletzt dank der Tatsache, dass die Russen in Lettland die Situation ihrer Volksgenossen im westlichen Exil sehr gut kannten. Dazu kamen Erfahrungen, die viele Vertreter der russischen Intelligenz in den Jahren 1915-1921 in Russland, entweder als Bewohner der Grenzgebiete, oder als Kriegsflüchtlinge aus Lettland gesammelt haben. Das Wesen des kommunistischen Regimes war vielen von Ihnen nicht nur aus den Zeitungen bekannt. In Lettland fühlten sie sich, laut Quellen, nah an Russland; für einige war Lettland sogar ein Territorium, auf dem das russische Leben ohne Unterbrechung weiter ging. Auch wird die Kontinuität des alten Russland in der Beschreibung der Stadt Riga sichtbar.[49] Wie der russische Lehrer Grossman schrieb, war Riga eine Brücke zwischen den Kulturen, zwischen Russland und Westeuropa.[50] Dank der demokratischen Gesetzgebung, waren die Vertreter der russischen Intelligenz in Lettland sich ziemlich sicher, was ihre Zukunft und Rechte betraf. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass sie die demokratischen Freiheiten des lettischen Staates zu schätzen wussten. Die Demokratie war für sie unter diesen Umständen keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Errungenschaft und ein unschätzbarer Wert an sich. Sie hegten noch Hoffnung auf die Wiederherstellung der Demokratie in Russland,[51] ohne jedoch das Existenzrecht des lettländischen Staates in Frage zu stellen. Auch die russische Presse in Lettland vermittelt den Eindruck, dass die Mehrheit der russischen Intelligenz in Lettland das Existenzrecht des lettischen Staates nie bezweifelte und als eine Folge der Anerkennung des Völkerrechts auf Selbstbestimmung sah.[52]
.IV Identitätsbildende Komponente des Schulprogramms und des Schulalltags
Ein weiteres Problem, vor dem die Lehrerunion schon 1919 stand, war die Ausarbeitung von Programmen für die Schulen, denn die alten Programme eigneten sich kaum, und die Vorgaben des Staates beschränkten sich auf die Zahl der Unterrichtseinheiten pro Fach. 1919 bis 1921 meldeten die meisten russischen Grundschulen, dass die Mehrheit der Fächer anhand von Notizen der Lehrer unterrichtet wurde.[53] Als erstes wurden von der Lehrerunion Lehrpläne für Geometrie, Mathematik und Geographie ausgearbeitet. Doch auch diese konnte man 1919 noch nicht weit verbreiten. Mit der Hand geschrieben, lagen diese Programme bei der Union zum Abschreiben aus.[54] Schon Anfang 1920 wurde von der Lehrerunion außerdem entschieden, dass Deutsch, aufgrund der „lokalen Umstände“ ein obligatorisches Fach in allen russischen Schulen sein soll.[55]
Das allgemeine Schulgesetz vom 8. Dezember 1919 sah darüber hinaus einige obligatorische Fächer in den Minderheitengrundschulen vor. Darunter, ab der zweiten Klasse, die lettische Sprache und ab der dritten – Geographie und Geschichte Lettlands, die nach zwei Jahren auf Lettisch unterrichtet werden mussten. Religionslehre wurde auch als obligatorisches Fach vorgesehen. Das Gesetz schrieb vor, dass die entsprechende Religionsgemeinschaft, außer der lutherischen, für die Einstellung und Bezahlung der Lehrer verantwortlich ist.[56]
Religion
1919, noch vor der Verabschiedung des Schulgesetzes, beschloss die Lehrerunion, dass die russischen Schulen an allen großen orthodoxen Festen geschlossen bleiben. Außer Ostern und der 12 großen Hochfeste (dvunadesjatye prazdniki)[57] wurden auch noch zusätzlich vier orthodoxe Feiertage als schulfrei beschlossen.[58] Es wurde vorgeschrieben, die Kinder, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, am Vortag über das Wesen und die Bedeutung des Festes in der Schule aufzuklären.[59] Ein Lehrer, der maßgeblich darin beteiligt war, diese Forderungen im Gesetz zu verankern, war der Priester, Lehrer der orthodoxen Religionslehre und Mitglied der lettländischen Kirchensynode der orthodoxen Kirche, Aleksandr Makedonskij. Seit 1920 übernahm die Russische Schulabteilung des Bildungsministeriums die Aufgabe, die Feiertage an der Schule zu bestimmen. Wegen der Verschiedenheiten des Kalenders in orthodoxen Gemeinden[60] wurde dazu jedes Jahr eine neue Bestimmung deswegen verabschiedet, die verschiedene Ferienzeiten für russische Schulen vorsah.[61] In der Tabelle der Feste, die für Russische Schulen im März 1920 von der Russischen Abteilung zusammengestellt wurde, waren schon 23 orthodoxe Feste als schulfrei eingetragen. Dazu kamen 11 Feiertage, die gesetzlich für staatliche und kommunale Einrichtungen festgelegt wurden. Für Lettgallen mit überwiegend katholischer Bevölkerung wurden vom Staat zusätzliche 8 katholische Feiertage festgelegt, die auch für russische Schulen der Region galten.[62]
Die Schulkommission der Stadt Riga übernahm 1919 keine Kosten für Religionsunterricht an russischen Schulen. Auch in den anderen Städten sorgte jede Schule selbst für den Religionsunterricht. Die Eltern der Schüler schlugen daraufhin vor, selbst den Lehrern dafür zu zahlen.[63] Da, wo es nicht ging, erklärten sich freiwillige Frauen dazu bereit, unentgeltlich zu unterrichten.[64] Ab 1920 war es dann per Gesetz die Aufgabe der Kirche, die sich jedoch noch ziemlich lange sich in einem Übergangszustand befand, so dass die Eltern und freiwilligen Priester noch längere Zeit für die orthodoxe Religionslehre in den russischen Schulen einspringen mussten.
Die religiösen Elemente wurden nicht nur im Religionsunterricht selbst sichtbar. Die Regeln der Schulen, die 1920 der russischen Abteilung von den russischen Schulen vorgelegt wurden, beinhalteten alle, ohne Ausnahme, das Morgengebet, welches für alle Schüler verpflichtend war. In einigen Schulen kam auch das Gebet nach dem Schultag dazu. Außerdem wurden die Schüler und Schülerinnen verpflichtet, an religiösen Feiertagen den Gottesdienst zu besuchen, wobei das Benehmen in der Kirche während des Gottesdienstes beschrieben wurde. Einige Gymnasien, wie das Gymnasium von Tajlova, schrieben den orthodoxen Schülerinnen vor, jährlich der Leitung eine Bestätigung des Priesters über die Teilnahme an dem Sakrament der Beichte und an der Kommunion vorzulegen.[65]
Im Gymnasium von Olimpiada Lišina begann der Tag mit dem Gebet im Saal, aber nicht nur auf Russisch, sondern auch auf Lettisch, Deutsch, Polnisch usw.[66] Lišina selbst war ein sehr religiöser Mensch und suchte ihre Überzeugung an die Kinder im schulischen Alltag weiter zu geben. Während der Karwoche nahmen die Schülerinnen ihrer Schule an den Gottesdiensten in der Kathedrale teil. Diese Tradition überdauerte die Zeit: vor dem Krieg angefangen, wurde diese sofort nach der Rückgabe der Kathedrale an die orthodoxe Kirche fortgesetzt. Die Schülerinnen des Gymnasiums hatten ihren Stammplatz in der Nähe der Ikonostase, damit die Kinder den Gottesdienst besser sehen konnten. Die Leiterin selbst sorgte in Absprache mit dem Bischof Pommers dafür, dass der steinerne Boden an diesem Platz mit Teppichen bedeckt wurde, die vom Gymnasium aus gespendet wurden, damit sich die Mädchen während der langen Kniegebete nicht erkälteten.[67]
Die Verpflichtung, an den orthodoxen Feiertagen die Gottesdienste zu besuchen, hing nicht nur mit der religiösen Überzeugung der jeweiligen Schulleitung zusammen, sondern auch mit der Vorgabe der Lehrerunion und der russischen Abteilung über die Einhaltung der orthodoxen Feiertage. Es war nur logisch, von den Kindern den Besuch des Gottesdienstes zu fordern, wenn diese Tage speziell für den Zweck der Religionsausübung freigestellt wurden. Somit wurden die Traditionen der orthodoxen Kirche und der Gottesdienst zu einem Bestandteil der Erziehung und Lehre in den russischen Schulen auch außerhalb des Schulunterrichts.
Russische Literatur und Sprache
Zu einem der wichtigsten Fächer des Schulprogramms gehörte die russische Sprache. In den Anfangsjahren der Arbeit der Schulen gab es jedoch dazu kaum Schulbücher, die den Unterricht begleiten konnten. Um den Unterricht in der Grundschule zu gewährleisten, beschloss deswegen die russische Lehrerunion die Wiederauflage der vorrevolutionären Schulbücher von Vsevolod Flërov (1860-1919) Novyj russkij bukvar’ 1906 und Vasilij Vachterov (Bukvar’) (1853-1924)[68] Beide Werke waren Standardwerke für die Grundschulpädagogik des zaristischen Russlands. Diese beinhalteten außer kurzen Werken der russischen Literatur auch Kirchengebete und kirchenslawische Buchstaben. Über die Bedeutung des Unterrichts der russischen Sprache und Literatur für russische Kinder schrieb 1927 der bekannte Pädagoge und Literaturwissenschaftler, Professor Konstantin Arabažin (1865 Kiew–1929 Riga), im Pädagogischen Jahrbuch folgendes:
„Russische Literatur muss die Grundlage und das Zentrum unserer nationalen Erziehung sein. Literatur – insbesondere russische – ist lebensgebende Quelle (...). Sich der russischen Literatur gebend, wächst die Jugend und stärkt sich; die ewig junge Seele des russischen Schriftstellers – ist der jungen Seele der russischen Jugend nahe und deswegen übt auf diese eine unwiderstehliche, freundschaftliche und wohltuende Auswirkung (…). Die nationale Arbeit in der Schule wird um zweidrittel durch die liebende Erforschung der eigenen (rodnoj) Literatur gestärkt.“ [69]
Er schlug vor, im Literaturunterricht die Methode der Suche der Ideen und Probleme zu verwenden, denn die Jugend lebe von der Suche nach Idealen. Durch die russische Literatur sollten Theorien des Idealismus erläutert werden und gleichzeitig die Naivität des Materialismus gezeigt. Außer den traditionellen Werken von Alexander Puškin, schlug Arabažin folgende Autoren aus der relativ neuen Literatur zur Analyse im Schulunterricht vor: Leo Tolstoj (1828-1910), Nikolaj Leskov (1831-1995), den Arabažin mit dem Titel „unser Stolz“ beschrieb, Leonid Andreev (1871-1919), den die russische Lehrerschaft als das Gewissen der russischen Intelligenz wahrnahm, Fjodor Dostojewski (1821-1881), durch dessen Werke sowohl slawophile Ideen als auch die marxistische Katastrophe („Die Dämonen“) erläutert werden könnten, Anton Tschechov (1860-1904) und Ivan Turgenew (1818-1883).[70]
1931 analysierte auch der Lehrer Tichonickij in der Zeitschrift „Rodnaja škola“ den Zustand der nationalen Identität seiner Volksgenossen und die Möglichkeit, diese durch den Unterricht der russischen Sprache[71] in der Schule zu stärken:
„Für uns Russen ist es vielleicht besonders wichtig in uns selbst und in unseren Kindern das nationale Selbstbewusstsein zu klären und herauszubilden. Solange wir in der Stellung der vorherrschenden Nation (narodnost’) waren, fehlte uns scheinbar an Helligkeit des Nationalbewusstseins, an Schärfe des Nationalgefühls: als ob wir dessen Äußerungen gefürchtet hätten, um die Mitbewohner anderer Nationalitäten nicht zu berühren, zu verletzen. (…) Jetzt, in den Umständen des Minderheiten Daseins, ist uns die Notwendigkeit der nationalen Erziehung schärfer bewusst, gleichzeitig ersteht der Wunsch an erster Stelle deren Grundlagen zu klären. Die Muttersprache (rodnoj jazyk) – das ist die erste Grundlage der nationalen Erziehung.“[72]
Tichonickij selbst war Autor mehrerer Schullehrbücher zur russischen Sprache und Literatur, die in Riga für die Nutzung in den russischen Schulen herausgegeben wurden.[73]
Außer dem üblichen Unterricht, organisierten verschiedene Schulen noch vertiefende Veranstaltungen, die mit der russischen Literatur und Sprache in Verbindung standen. So veranstaltete das Gymnasium von Lišina jährlich den sog. „großen Unterricht der russischen Sprache“. Lišina selbst adaptierte und studierte russische Theaterstücke mit ihren Schülerinnen ein.[74] Die Geburtstage oder Todestage von russischen Schriftstellern, wie z.B. Puškin, Lermontov, Tolstoj, Griboedov und Turgenev wurden auch in allen russischen Schulen speziell begangen: es mussten feierliche Stunden mit Gebet abgehalten werden. Die russische Abteilung schickte regelmäßig Briefe mit der Empfehlung die Geburtstage bzw. Todestage der großen russischen Schriftsteller zu feiern und die Schüler über die Bedeutung der Schriftsteller für die russische Literatur aufzuklären.[75] Puškin spielte eine unumstritten große Rolle bei der Entwicklung der russischen literarischen Sprache und Literatur.[76] Deshalb hat man ihm in Lettland auch spezielle Tage gewidmet.
Eng mit der Schule verbunden waren die Tage der russischen Kultur. Zum Initiator und dem Vorsitzenden des Organisationskomitees der russischen Tage in Lettland wurde Elpidifor Tichonickij, Emigrant aus Russland, der gleichzeitig, außer der Mitgliedschaft bei der Lehrerunion, auch Gründer und Vorsitzender der Russischen Aufklärungsgesellschaft war. Der erste Tag der russischen Kultur in Lettland wurde 1925 von ihm organisiert. An der Gestaltung nahmen alle russischen Vereine und viele russische Schulen mit ihren Chören teil.[77]
Geschichte und Geographie
Darüber hinaus spielten im Unterrichtsalltag der russischen Schulen russische Geschichte und Geographie eine große Rolle. Schon 1921, als das allgemeine Programm für Russische Schule von der Lehrerunion ausgearbeitet wurde, wurde vermerkt, dass das angebotene Geschichtsprogramm einen größeren Umfang habe, als das von dem Ministerium vorgegebene. Denn es müsse außer der Allgemeinen und der Geschichte Lettlands auch die russische Geschichte beinhalten, „deren Kenntnisse für Kinder russischer Nationalität nicht nichtobligatorisch sein können.“[78] Da die allgemeine, vom Ministerium verschriebene Anzahl der Stunden des Geschichtsunterrichts kein gesondertes Fach der Geschichte Russlands oder Geographie Russlands vorsah, wurden diese in den Kurs der allgemeinen Geschichte bzw. Geographie integriert. Die russische Geschichte und Geographie wurden darin als ein Teil der Weltgeschichte und -Geographie präsentiert. Die Fragen zu Russland wurden in große Themen Integriert, auch in den Kurs der Geschichte Lettlands des 19. – Anfang des 20. Jahrhunderts, bildeten jedoch immer mindestens einen Drittel des Unterrichtsstoffes.[79]
Deshalb wurde das Zirkular des Bildungsministers von 1932 als Begrenzung der Schulautonomie der Minderheiten von der russischen Öffentlichkeit empfunden. Das Ministerium sah nämlich vor, schon ab der dritten Klasse die Zahl der Stunden der Geographie und Geschichte Lettlands zu erhöhen und diese sofort auch auf Lettisch zu unterrichten. Die Stundenzahl für allgemeine Geographie und Geschichte, in deren Rahmen auch Geschichte und Geographie Russlands behandelt wurden, wurde jedoch drastisch verkürzt. Durch die Russische Nationale Vereinigung protestierte die russische Minderheit gegen den Beschluss, das Programm der russischen Schulen dermaßen zu verändern, dass es nicht mehr möglich wäre, den Kindern die Grundlagen der Geschichte des eigenen Volkes beizubringen, was für die nationale Erziehung einen sehr hohen Wert hatte. Russland bleibe trotz allem ein großes Land in allen Sinnen des Wortes, und deswegen dürfe man dessen Geschichte nicht aus der russischen Schule verbannen. Die Verfasser des Protestes schrieben an das Ministerium folgendes:
„Die russische Minderheit möchte das Recht bewahren, die Kinder in ihrer Muttersprache zu lehren, ihnen die Geschichte des eigenen [rodnogo] Volkes zu lehren, die Geographie des Landes der Väter zu lehren, ihnen den Chorgesang beizubringen, wobei nicht nur lettische, sondern auch russische Volkslieder gesungen werden.“[80]
Chorgesang
Dieses Zitat verweist am Schluss auf eine weitere Komponente des Schulalltags, den Chorgesang. Der Chorgesang war ein Bestandteil des Programms der russischen Schulen, der jedoch nicht vom Ministerium festgelegt wurde und zählte zu Fakultativen mit zwei bis drei Stunden pro Woche.[81] Im Programm russischer Schulen für das Schuljahr1921/22 wurden für die Grundschule obligatorischen Elemente des Gesangsunterrichts zusammengefasst: Nach den elementaren Grundlagen des Notenlesens kamen russische Volkslieder, Kinderreime, russische religiöse Folklore, religiöse Lieder, aber auch die „Slavische Hymne“ (Gej, slavjane!). Ab dem sechsten Schuljahr sollte man den Kindern die Lieder russischer Komponisten beibringen, wie Bortnjanskij, Tschajkowskij, Rubinstein, Mendelssohn, sowie Auszüge aus den Opern von Tschajkowskij und Glinka.[82] Damit dieses Programm auch tatsächlich verwirklicht werden konnte, organisierte 1924-1925 und 1927 die Lehrerunion Gesangskurse, die von dem Priester und Chordirigent Michail Grivskij geleitet wurden, der damals noch in Estland wohnte. Grivskij war ein russischer Emigrant aus dem Pskower gebiet. Er war der erste, der 1911 ein Chorfest der Volksmusik in Pskow organisierte.[83] Die Idee, so einen Fest zu veranstalten wurde von Grivskij nach dem Besuch des Sängerfestes in Reval 1910 entwickelt.[84] Für die Esten und Letten war (und bleibt bis heute) das Sängerfest ein Wahrzeichen der ethnokulturellen Identität, höchster Ausdruck der Zusammengehörigkeit des Volkes und Feier der Volkskultur. Das singen der Volkslieder gehörte immer zum Alltag unter den lettischen und estnischen Bauern. Die Sängerfeste haben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Bildung der Nationen in Estland und Lettland wesentlich beigetragen.[85] Anliegen Grivskijs war es also, die Sensibilität für die eigene Volkskultur der Russen zu stärken, diese auf ein professionelles Niveau zu erheben. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte Grivskij Volkschöre zusammen. Nachdem er 1927 nach Riga zog, erschien 1928 sein Notenheft „Schulchor“, das von der russischen Schulabteilung an alle russischen Schulen verteilt wurde.[86] Das Notenheft enthält zwei Teile: russische Volkslieder und Werke russischer Komponisten, darunter auch geistigen Inhaltes für die Nutzung im Gottesdienst der orthodoxen Kirche. Als 1929 der russische Sängerverein „Bajan“ in Riga wiedereröffnet wurde, wurde Michail Grivskij zu dessen Leiter und Dirigenten gewählt. In der Satzung des Vereins standen Ziele, die auch für Grivskij persönlich wichtig waren und seine bisherige Tätigkeit, auch im schulischen Bereich, beschrieben, nämlich: Entwicklung des russischen Chor-Vokalgesangs im russischen Milieu; Erforschung der russischen Volkslieder, Erforschung des altrussischen Kirchengesangs und der russischen Kirchenkomponisten; Verbreitung der Kenntnisse über die Besonderheiten des russischen Gesangs; und Förderung (nasaždenie) der Gesangskenntnisse unter der russischen Jugend.[87] Damit das letzte Ziel auch erreicht werden konnte, bildete Grivskij seit 1929 auch regelmäßig die Lehrer der staatlich finanzierten Kurse fort.[88] Die schulischen Chöre traten vor allem bei den Tagen der russischen Kultur in verschiedenen Städten Lettlands auf. So existierten 1933 in dörflicher Gegend Lettlands 25 bis 30 Schul- und Bauernchöre, wie auch Orchester der russischen Volksinstrumente. Diese wurden ebenfalls bei den Tagen der russischen Kultur aktiv eingesetzt, die von den Organisatoren als Kulturpopularisierungsmittel konzipiert wurden.[89] Es war also ein zielstrebiger Versuch, den russischen Chorgesang zum Zwecke der Bildung eines Zugehörigkeitsgefühls der Schüler zu nutzen.
.V Lehrerausbildung
Schon in den ersten Jahren der Arbeit kümmerte sich die Lehrerunion um die entsprechende Weiterbildung und Ausbildung der Lehrer für die russische Grundschule, indem diese Russische pädagogische Kurse organisierte. Seit 1922 konnten die Lehrer in den sog. Russischen Universitätskursen, die Professor Konstantin Arabažin in Riga gegründet hatte, ausgebildet werden. Professor Arabažin selbst schrieb in seiner Autobiographie, dass sein Ziel dabei war, „gute Lehrer für die russischen Grundschulen auszubilden, und die Bildung des russischen Volkes voranzutreiben, [um] nicht hinter dem [Bildungs-] Niveau der Letten zurückzubleiben.“ Seines Erachtens spielte die pädagogische Abteilung der Kurse eine große Rolle, um dem niedrigen kulturellen Niveau der lettgallischen Russen entgegenzuwirken, was dem Staat in der Zukunft gute Dienste leisten sollte.[90]
1926 wurden von der russischen Abteilung des Bildungsministeriums Staatliche russische pädagogische Kurse eröffnet, zu deren Leiter Tichonickij ernannt wurde.[91] 1927 wurde dazu das russische pädagogische Institut in Rēzekne in Lettgallen eröffnet. Das Ziel des Instituts in Rēzekne war es, begabte russische Schulabsolventen aus dem bäuerlichen Umfeld zu Lehrern auszubilden. Als besonders wichtig wurde die Abstammung der Schüler aus dem Bauern-Milieu eingestuft, denn somit entstanden aus dem Institut keine einfachen Lehrer, sondern Lehrer, die „dem Volk dem Geist nach eigen sind, die mit dem Volk durch die gemeinsame Abstammung und den Alltag verbunden sind.“[92] Die Grundschulen wurden auf diese Weise mit den neuen Lehrkräften ausgestattet.
Schwieriger gestaltete sich die Lage in den Mittelschulen, die in solchen Fächern wie russische Sprache, Literatur und russische Geschichte auf Lehrer angewiesen waren, die ihre Ausbildung noch vor dem ersten Weltkrieg erhalten hatten. Naturwissenschaftliche Fächer konnten den jungen Lehrern anvertraut werden, die die Universität Lettlands absolvierten.[93] Die spezialisierten russischen Fächer für die Mittelschule wurden jedoch nirgendwo in Lettland angeboten. Dieses Thema wurde von dem Leiter der Staatlichen russischen pädagogischen Kurse Tichonickij 1932 in einem Brief an den Bischof Jānis Pommers, der zu der Zeit Saeima-Abgeordneter war, thematisiert. Darin schrieb er, dass die Vorbereitung der Lehrer und Erzieher für die russische Schule nur in einer russischen Lehrerausbildungsanstalt möglich sei, in der die Lehrer im russischen nationalen Geist erzogen werden. „Nur in diesem Fall wird der Lehrer-Erzieher dazu fähig sein, die wertvollen Eigenschaften seines Nationalgenies in der Schularbeit deutlich zu machen und den besten Zugang zu der russischen Seele des Kindes zu finden (…).“[94] In diesen Äußerungen wird die persönliche Einstellung Tichonickijs und der russischen Lehrer seiner Generation, die ihre Ausbildung noch im zaristischen Russland genossen, zur Frage der nationalen Erziehung deutlich.
Um die Weiterbildung der Lehrer zu gewährleisten, wurden auch weiterhin jeden Sommer Vier- bis Sechswöchige Sommerkurse für die Lehrer russischer Schulen Lettlands von der russischen Abteilung des Bildungsministeriums organisiert. Die Mehrheit der Kursteilnehmer kam aus Lettgallen. Während dieser Kurse konnten die Lehrer die neuen Kenntnisse in einer experimentellen Schulklasse erproben und bekamen Bewertungen von den Leitern der Kurse.[95] 1933 betrug die Zahl der Lehrer in den russischen Schulen Lettlands 879 Personen, dazu kamen noch 148 Religionslehrer.[96]
.VI Schlussbetrachtung
Abschließend ist festzuhalten, dass die russische Lehrerunion in dem Augenblick gegründet wurde, als es noch keine Strukturen gab, die die Existenz der russischen Schulen in Lettland sichern und leiten konnte. Somit wurde diese zu einer Keimzelle der russischen Identitätsbildung in Lettland. In den ersten Jahren der Arbeit der russischen Schulabteilung bei dem Bildungsministerium war diese eng mit der Lehrerunion verbunden, da die Leiter und Sekretäre von der Union vorgeschlagen wurden. Die Union bestand anfangs immer darauf, dass die Schulabteilung in enger Zusammenarbeit mit dieser ihre Entscheidungen treffen soll. Auch im Nachhinein, als sich die Schulabteilung von der Union weitgehend emanzipierte, weil diese organisatorisch mehr mit dem Bildungsministerium als mit der Union verbunden war, spielte die Lehrerunion trotzdem eine herausragende Rolle in der Schulpolitik und im Kampf um die Rechte der russischen Minderheit in Lettland. Oftmals trat diese als Mittler zwischen den russischen Lehrern Lettlands und dem Bildungsministerium auf. Nicht alle in der Satzung gestellten Ziele wurden von der Union erreicht, denn finanzielle Mittel zur Förderung der kulturellen Entwicklung und der Festigung des Nationalbewusstseins in der russischen Bevölkerung fehlten. Im Laufe der Zeit übernahmen diese Aufgaben parallel zur Lehrerunion, die sich im Endeffekt nur um die Belange der Schule kümmerte, verschiedene Vereine, wie z.B. die Russische Aufklärungsgesellschaft (1926-1940) unter der Leitung des Lehrers Tichonickij.[97] In diesem Sinne wurde die Lehrerunion zu einem Sprungbrett für gesellschaftliche Aktivisten und zum Geburtsort vieler identitätsbildender Ideen und Veranstaltungen.
Der Schwerpunkt auf den „russischen“ Unterrichtsfächern ist in der Arbeit der Lehrerunion deutlich sichtbar. Der Wunsch nach einer russischen nationalen Schule mit Betonung patriotischer Fächer (russische Sprache, Literatur, Geschichte) entstand in Russland zu Beginn des ersten Weltkrieges.[98] Die gesamtpatriotische Stimmung, die auch die Russen in Riga erlebten, wurde sicherlich auch von den russischen Lehrern getragen. Die Erfahrungen der Zeit waren für ihre Arbeit prägend. Besonders in der neuen Situation, als Russen in Lettland nach 1918 auch juristisch zu Minderheit wurden, war es für sie wichtig, diese Erfahrung der russischen nationalen Erziehungsarbeit weiterzugeben. Nicht zufällig waren die Leiter und Mitbegründer der Lehrerausbildungskurse erfahrene Pädagogen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg im Bildungsbereich tätig waren.[99] Somit wurde die Ausbildung der russischen kulturellen Identität neben der Erziehung von loyalen Bürgern zu einer der Hauptaufgaben russischer Lehrer der älteren Generation, die diese auch an die neue Lehrergeneration weiterzugeben suchten. Die Russische Lehrerunion hatte jedenfalls die Möglichkeit, die identitätsbildende Arbeit in den Schulen durch den direkten Kontakt zu den Lehrern zu lenken.
Die Bildungstätigkeit wurde von der Lehrerunion jedoch breiter verstanden und begrenzte sich nicht nur auf die Schularbeit. Die Russische Intelligenz übernahm die Aufgabe, das Volk aufzuklären und die Lehrer waren nur ein Teil der Russischen Intellektuellen, die sich damit beschäftigten. 1929 schrieb Oskar Gruzenberg in der Zeitschrift der Russischen juristischen Gesellschaft „Zakon i sud“:
„Mit der Erde der Familiengräber brachte die russische Intelligenz den Geist des Vaterlandes aus Russland, den Geist ihrer edlen Kultur, in dem keine Herrschsucht zu finden sei, sondern nur das ruhige Licht der allerfassenden Weisheit. Die russische Intelligenz außerhalb Russlands sei ein Ritterorden mit der Fügung, den gerissenen Faden der eigenen (rodnaja) Kultur aufzufangen, um diese Kultur nicht nur an die nachfolgende Generation weiterzugeben, sondern auch den Völkern zu vermitteln, unter denen sie sesshaft geworden sind.“[100]
So wurde die Aufgabe auch von den russischen Lehrern in Lettland verstanden, die die russische Kultur nicht nur in der Schule, sondern auch durch außerschulische Veranstaltungen pflegten und verbreiteten.
[1] Vgl. dazu Überlegungen von Hint, Mati: Das Problem von Mehrheit und Minderheit im estnischen Kontext. In: Estland und seine Minderheiten. Esten, Deutsche und Russen im 19. und 20. Jahrhundert. Hg.v. Konrad Maier, Lüneburg 1995, 627-633.
[2][2] Von den 18 russischen privaten Gymnasien, die 1925 in Lettland funktionierten, waren nur fünf nach 1921 gegründet, alle anderen nahmen ihre Arbeit zum Teil unter der alten Leitung nach 1919 wieder auf. Vgl. Historisches Staatsarchiv Lettlands (LVVA), Bestand 2125 (Izglītības ministrijas krievu izglītības pārvalde) [Die russische Bildungsabteilung des Bildungsministeriums], Findbuch1, Akte 61, Bl.3-53.
[3] Erste offizielle Bezeichnung auf Russisch lautete „Sojuz russkich učitelej goroda Rigi”[die Union russischer Lehrer der Stadt Riga]. Später wurde sie in „Sojuz russkich učitelej v Latvii“ [die Union russischer Lehrer in Lettland] umbenannt. In der Presse und im Schriftverkehr wurde jedoch die Bezeichnung „Russkij učitel’skij sojuz“ [die russische Lehrerunion] verwendet.
[4] LVVA, Bestand 2125, Findbuch1, Akte 1, Bl.10-12.
[5] LVVA, Bestand 4634 (Russkij učitel’skij sojuz) [Die russische Lehrerunion], Findbuch 1, Akte 1, Bl.18.
[10] Zwischen dem 6. und 16. Lebensjahr besuchten die Kinder ein- oder zweijährige Vorschuleinrichtungen, vier- oder sechsjährige Grundschulen (osnovnaja škola) und zweijährige Zusatzschulen (dopolnitel’naja škola). Anschließend konnten Kinder in nicht-obligatorische Mittelschulen (Gymnasien) gehen, die überwiegend privat betrieben wurden.
[11] Es wurden jüdische, russische, weißrussische und polnische Schulabteilungen eröffnet.
[12] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 1, Bl.1.
[13] TICHONICKIJ, Elpidifor: Obrazovanie sredi russkich v Latvii. [Bildung unter den Russen in Lettland] In: Russkie v Latvii. Sbornik dnja russkoj kul’tury. [Russen in Lettland. Sammelband des Tages der russischen Kultur]. Teil 1, Riga 1933, 83-98, hier 85.
[14] Tichonickij, Elpidifor: K pjatnadcatiletiju Russkoj škol’noj avtonomii. [Zum fünfzehnten Jahrestag der russischen Schulautonomie]. In: Russkie v Latvii. [Die Russen in Lettland]. Teil II. Sbornik „Dnja russkoj kul’tury“ [Der Sammelband des „Tages der russischen Kultur“]. Hg. v. V. Preobraženskij, Riga 1934, 48-53, hier 48-49. Interessant ist, dass bis 1923 die Altgläubigen, auch wenn sie in der Lehrerunion vertreten waren, mit derer Arbeit unzufrieden waren und schon 1919 eine parallele Vereinigung gründeten, die sich mit den Schulen der Altgläubigen in Riga und in Lettgallen befasste. LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.40.
[15] Die Russische Nationale Vereinigung (Russkoe nacional’noe ob''edinenie) wurde 1917 mit dem Namen „National-demokratische Vereinigung russischer Bürger Rigas“ gegründet mit dem Ziel, russische Privatpersonen und später auch Vereine unter ihrem Dach zu vereinen. In der Zeit der Lettischen Republik wurde diese zu einer Art Vertretung der russischen Gesellschaft. In der Vereinigung waren zu verschiedenen Zeiten zwischen 18 und 30 russische Organisation vertreten, darunter, seit 1924, auch die Russische Lehrerunion. Die RNV hatte auch ihre Filialen in Lettgallen (vor allem Daugavpils), die zum Teil autonom agierten. Vgl. LVVA, Bestand 5645 (Russkoe nacional’noe ob''edinenie) [Die Russische Nationale Vereinigung], Findbuch 1, Akte 14.
[18] Serkov gehörte der Russischen völkischen Arbeiterpartei an, leitete staatliche Mittelschule in Rēzekne und unterrichtete Fachdidaktik der Geschichte im Institut der Universitären Wissenschaften in Riga. Vgl. Coja, Sergej: Russkij institut universitetskich znanij v mežvoennoj Rige. [Das russische Institut der universitären Wissenschaften in Riga der Zwischenkriegszeit]. In: Seminarium Hortus Humanitatis. Al’manach XXXII. Riga 2013, 18-200, hier 57.
[19] Laut Gesetz durften nur die Lehrer eingestellt werden, die lettische Staatsbürger waren. Wegen dem Lehrermangel, von dem besonders Mittelschulen betroffen waren, konnten Lehrer, die keine Staatsangehörigkeit Lettlands hatten, persönlich, mit Zustimmung der Schule und über die Russische Abteilung, Anträge bei dem Bildungsministerium stellen, um die Arbeitserlaubnis für ein Jahr zu erhalten. In den meisten Fällen, vor und nach Serkov, wurde diese auch gegeben. Vgl. LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akten 158, 160.
[20] LVVA, Bestand 5645, Findbuch 1, Akte 4, Bl.12; Ebd., Akte 15, Bl. 30-35
[22] Ebd., Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 193.
[23] Vgl. z.B. BORDONOS, N.N.: Russkaja obščestvennost’ v Latvii. [Die russische Öffentlichkeit in Lettland] Riga 1922, 11, 16.
[24] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.15.
[25] Die jüdische Minderheit in Lettland unterhielt traditionsgemäß Schulen mit verschiedenen Unterrichtssprachen, darunter auch Russisch.
[26] Šalfeev, Boris: F.A. Ėrn kak obščestvennyj dejatel’. [F.A. Ėrn als Person des öffentlichen Lebens]. In: Segodnja Nr. 294 (1926), 5.
[27] Grossen, Genrich: Žizn’ v Rige [Das Leben in Riga]. Auf: http://www.russkije.lv/ru/journalism/read/ziznj-v-rige/02_zv_pervaja_chastj.html (Zugriff am 16.01.2013). Web-Seite russkije.lv wurde von der russischen Historikerin, Dr. Tatjana Feigmane, auf Grundlage der Ausstellung „Russen in Lettland“ in Riga gegründet. Die Betreiber der Internet-Plattform haben diese als eine Art Enzyklopädie angelegt. Es werden auch viele neueste wissenschaftliche Artikel, aber auch Quellen zur Geschichte der russischen Minderheit in Lettland veröffentlicht.
[28] Unter den 879 Lehrern der russischen Schulen waren 1933 538 Russen, 154 Letten und 73 Vertreter anderer ethnischen Gruppen. TICHONICKIJ (wie Anm. 13), 92.
[29] Vgl. ABYZOV, Jurij: Latvijskaja vetv’ rossijskoj emigracii. [Der lettländische Zweig der russländischen Emigration]. In: Blokovskij sbornik XIII. Russkaja kul’tura XX veka: Metropolija i diaspora. [Das Bloksche Sammelband. Russische Kultur des 20. Jahrhunderts: Metropolie und Diaspora]. Tartu 1996, 282-308, hier 303.
[30] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.19.
[32] TICHONICKIJ (wie Anm. 13), 87-88.
[33] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.31.
[34] Ebd., Findbuch 3, Akte 1, Bl.31-33.
[35] TICHONICKIJ (wie Anm.14), 50.
[36] E.T. [Elpidifor Tichonickij]: Russkaja škola v Latvii. [Russische Schule in Lettland]. In: Russkij den’ [Russischer Tag], (1925), 5.
[37] Beispielsweise, waren unter den 39 Schülern der russischen Grundschule in Tukums 1925 nur 17 Russen. LVVA, Bestand 3232 (Tukuma pamatskola) [Grundschule der Stadt Tukums], Findbuch 1, Akte 13, Bl.1-19.
[38] Im russischen Original: „Stojat na platforme nezavisimosti Latvii”. LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.25.
[39] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.60-62.
[40] Puchljak, Oleg: Olimpiada Lišina. In: Pokrovskoe kladbišče. Slava i zabvenie. [Pokrov Friedchof. Der Ruhm und das Vergessen]. Hg. v. Svetlana VIDJAKINA, Riga 2004, 217-220.
[41] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.61. Wichtig in disem Zusammenhang ist, dass ähnliche Themen später auch in das Unterricht der Geschichte Lettlands in den russischen Schulen eingefloßen sind. Vgl. z.B. 10. bis 13. Prüfungsthemen (eines davon: Reformen Alexanders II und das lettische Nationalerwachen), zusammengestellt vom Lehrer Preobraženskij im Gymnasium von Olimpiada Lišina, 1925: LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 444, Bl.40.
[42] Zigfrīds Anna Meierovics (1887-1925) erster Außenminister Lettlands (19.11.1918-25.01.1925). Er spielte sehr wichtige Rolle bei der de jure Anerkennung Lettlands durch die Westmächte und dem Beitritt Lettlands zum Völkerbund 1921. Er starb bei einem Verkehrsunfall im August 1925.
[43] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 28, Bl.80.
[44] Ebd., Bestand 3232, Findbuch 1, Akte 1, Bl.41.
[45] Arabažin, Konstantin: Russkaja literatura v russkoj srednej škole. [Russische Literatur in der russischen Mittelschule]. In: Russkij pedagogičeskij ežegodnik v Latvii. [Russisches pädagogisches Jahrbuch in Lettland]. Hg. v. Ju. NOVOSELOV, Riga 1927, 34-53, hier 51.
[46] Čajnyj večer dlja učitelej-kursantov. [Tee-Abend für die Lehrer-Kursisten]. In: Segodnja (1923), Nr.162, 4.
[47] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 46, Bl.151.
[48] Vgl. z.B. das Memorandum der russischen Minderheit bezüglich der Schulfrage von 1932. LVVA, Bestand 5645, Findbuch 1, Akte 13, Bl.197-201.
[49] Der bekannte russische Schauspieler und Regisseur Michail Čechov (1891-1955), der in Paris wohnte, besuchte häufig Riga und hat zwischen 1932 und 1934 in Riga gearbeitet. In seinen Erinnerungen schrieb er, dass Riga ihn mit dem Moskauer Geist empfing, d.h. mit Liebe, Konzentration, Ehrfurcht. Seine Seele erholte sich in Riga. Als Sergej Rachmaninov (1873-1943) 1929 in Berlin konzentrierte, habe man ihn nach Riga eingeladen. Als Anreiz hierher zu kommen, habe man ihm weisgemacht, dass in Riga das Leben ganz nach der russischen Art weitergehe: Es gäbe immer noch russische Fuhrmänner, die im Winter die Schlitten mit Bärenfellen und Glöckchen ausstatteten und die Moskauer Vorstadt mit den für das vorrevolutionäre Russland typischen Kneipen – Traktiere – immer noch ganz russisch aussehe. Vgl. SINAJSKAJA, Natalija: Krug žizni professora Vasilija Ivanoviča Sinajskogo. Vospominanija dočeri N.V. Sinajskoj, vosstanovlennye po zapisjam i pamjati. [Lebenskreis des Professors V.I. Sinajskij. Erinnerungen der Tochter N.V. Sinajskaja, hergestellt nach den Aufzeichnungen und Gedächtnis]. Riga 1998, 103, 106.
[50] Grossen, Genrich: Žizņ v Rige. Teil 1. In: Daugava Nr. 1, 1994. http://www.russkije.lv/ru/journalism/read/ziznj-v-rige/02_zv_pervaja_chastj.html (Zugriff am 22.01.2013).
[51] Dabei wurden die Errungenschaften der Februarrevolution 1917 stark idealisiert.
[52] Vgl. z.B. Pjatidesjatyj nomer. [Der fünfzigste Nummer] In: Segodnja (1919), Nr.50, 1; God bor’by i raboty. [Jahr des Kampfes und der Arbeit]. In: Segodnja (1920), Nr.128, 1. Auch in der Rede des russischen Volksrat Abgeordneten Aleksandr Bočagov vom 13. Juli 1919 wird die demokratische Ordnung in Lettland als Garant für die Rechte der Minderheiten gepriesen und der demokratische Staat Lettland als ein besonderes Wert in der Welt des Krieges und sozialistischen Experimentes begrüßt. Latwijas Tautas Padome [Der Volksrat Lettlands]. Riga 1920, 97-98.
[53] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 494, Bl.7, 23, 25, 28.
[54] Ebd., Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.81-82.
[56] Ebd., Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 1, Bl.3-4.
[57] Zu den 12 großen orthodoxen Hochfesten gehören Mariä-Geburt, Kreuzerhöhung, Einzug Marias in den Tempel, Christi Geburt, Theophanien, Begegnung des Herrn, Verkündigung, Palmsonntag, Himmelfahrt, Pfingsten, Verklärung, Entschlafen der Gottesmutter.
[58] Enthauptung Johannes des Täufers (Tag des strengen Fastens), Schutzfest der Gottesmutter, Fest der Gottesmutterikone von Kazan und Nikolaustag im Dezember. Die Butterwoche (Masljanica) wurde jedoch nicht als Fest anerkannt, wahrscheinlich wegen des heidnischen Ursprungs des Festes. LVVA, Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.54.
[60] Seit 1921 durfte die autonome orthodoxe Kirche in Lettland entscheiden, welchem Kalender diese folgt: den alten julianischen oder den gregorianischen. Bischof Jānis Pommers erlaubte gar jeder Gemeinde selbst zu entscheiden. Nur die Paschalia (Osterfest) wurde in allen Gemeinden zusammen nach dem alten Kalender gefeiert. Mehr dazu: RIMESTAD, Sebastian: The Challenges of Modernity to the Orthodox Church in Estonia and Latvia (1917-1940). Frankfurt am Main 2012, 194-199.
[61] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 21, Bl.7, 21, 52.
[63] Ebd., Bestand 4634, Findbuch 1, Akte 1, Bl.52.
[65] Ebd., Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 20, Bl.3-20.
[66] Außerdem, gründete Lišina selbst 1923 einen Zirkel der Liebhaber des russischen Kirchengesangs, der außerhalb der Schule fungierte. Puchljak (wie Anm. 40).
[67] LVVA, Bestand 7131 (Personalbestand des Bischofs Jānis Pommers), Findbuch 1, Akte 44, Bl.17, veröffentlicht von Jurij SIDJAKOV: http://seminariumhumanitatis.info (Zugriff am 04.07.2013).
[68] LVVA, Bestand 4634, Findbuch 3, Akte 1, Bl.20.
[69] Arabažin (wie Anm 45), 35-36.
[71] In diesem Zusammenhang muss bemerkt werden, dass es keine Teilung in die Fächer „Russische Sprache“ und „Russische Literatur“ gab. Nachdem die Schüler in der Anfangsschule (načal’naja škola) schreiben und lesen gelernt haben, wurden die Grundregeln der Grammatik und die richtige Ausdrucksweise anhand der russischen Literatur vermittelt. Das Fach hieß Schulübergreifend „Russische Sprache“. Vgl. Programme russischer Schulen 1919-1932: LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akten 389, 390, 408, 425, 427, 444.
[72] Tichonickij, Elpidifor: Osnova nacional’nogo vospitanija. [Die Grundlage der nationalen Erziehung]. In: Rodnaja škola. Obščestvenno pedagogičeskij žurnal. [Die eigene Schule. Gesellschaftlich-pädagogische Zeitschrift] (1931), Nr. 5, 19-20.
[73] Z.B. Tichonickij, E.M., Andreeva, T.M.: Uroki grammatiki i pravopisanija: Dlja učaščichsja. sr. klassov (III i IV) osnovnoj školy. [Stunden der Grammatik und Rechtschreibung: Für die Schüler der Mittelklassen der Grundschule]. Riga 1937; Ders.: Rodnoj jazyk: Kniga dlja čtenija. [Die eigene Sprache: Lesebuch]. Riga 1936.
[75] Vgl. z.B. LVVA, Bestand 3232, Findbuch 1, Akte 1, Bl.36, 43.
[76] Zur Rolle Puškins bei der Bildung der russischen Nationalen Identität im Allgemeinen siehe Scholz, Friedrich: A.S. Puškins Verständnis einer nationalen und kulturellen russischen Identität und seine Wirkungen. In: A.S. Puškin und die kulturelle Identität Russlands. Hg. v. Gerhard Ressel, Frankfurt am Main u.a. 2001, 13-22.
[77] Siehe z.B. Russkij den’. Odnodnevnaja gazeta. [Russischer Tag. Eintägige Zeitung]. Riga 1925.
[78] Vgl. Ob’’jasnitel’naja zapiska k programme po istorii dlja osnovnoj školy, 1921 [Erklärungsnotiz zum Programm der Geschichte für die Grundschule] in: LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 389, Bl.34.
[79] Vgl z.B. Prüfungsprogramme russischer Schulen für die Jahre 1921-1932 im Bestand der russischen Abteilung des Bildungsministeriums im LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akten 389, 402, 408, 425, 427, 444.
[80] Ebd., Bestand 5645, Findbuch 1, Akte 13, Bl.197-201.
[81] Ebd., Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 36, Bl.87-89.
[83] http://ocnt-pskov.org /photo/ 100_letie_pervogo_pevcheskogo_prazdnika_rossii/ nachalo/ 01_1/119-0-2241 (Zugriff am 02.02.2013).
[84] Vgl. LEVIN, N.F.: Grivskij Michail Fjodorovič auf www.pravenc.ru/text/ (Zugriff am 02.02.2013).
[85] Vgl. WOHLFART, Kristine: Der Rigaer Letten Verein und die lettische Nationalbewegung von 1868 bis 1905. Marburg 2006, 161-166.
[86] LVVA, Bestand 3232, Findbuch 1, Akte 1, Bl.38.
[87] PEROV, A.: Russkaja pesnja v Rige (k 75-letiju „Bajana“). [Das russische Lied in Riga. Zum 75. Geburtstag von Bajan] In: Russkaja pesnja v Rige. Bajan LXXV 1863-1938. Riga 1939, 5-42, 22.
[88] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 105, Bl.13-15.
[89] TICHONICKIJ (wie Anm. 13), 95-96.
[90] LVVA, Bestand 7469 (Pareizticīgas baznīcas sinode) [Synode der orthodoxen Kirche], Findbuch 2, Akte 77, Bl.25.
[91] COJA (wie Anm. 18), 52-53.
[92] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 314, Bl.1-7, 17.
[93] TICHONICKIJ (wie Anm. 13), 92-93.
[94] LVVA, Bestand 7131, Findbuch 1, Akte 19, Bl. 43. Veröffentlicht von: Sidjakov, Jurij: Pravoslavie. Religija. Kul’tura. Iz archiva archiepiskopa Ioanna (Pommera) [Orthodoxie. Religion. Kultur. Aus dem Archiv des Erzbischfs Ioann (Pommer)]. http://seminariumhumanitatis.info/19%20almanax/sidakov.skola.htm (Zugriff am 04.07.2013).
[95] LVVA, Bestand 2125, Findbuch 1, Akten 95, 102, 105.
[96] TICHONICKIJ (wie Anm. 13), 92.
[97] FEIGMANE, Tat’jana: Russkie v dovoennoj Latvii. Na puti k integracii. [Die Russen im Vorkriegslettland. Auf dem Weg zur Integration]. Riga 2000, 186.
[98] KIVLEVA, Natalija: Stanovlenie obrazovanija v Rossii. Obzornoe izloženie. St. Petersburg 2012, 109.
[99] Noch 1931 gehörte laut Aussage des Schulinspektors Formakov die Hauptmasse der Lehrer nicht nur in den Mittelschulen, sondern auch in den Grundschulen zu denjenigen, die ihre Ausbildung vor 1918 erhalten hatten. Vgl. LVVA Bestand 2125, Findbuch 1, Akte 918, Bl.100.
[100] Gruzenberg, Oskar: Iz juridičeskogo dnevnika. [Aus dem juristischen Tagebuch]. In: Zakon i sud (1929), Nr. 1, 1.